Pensionskasse: Rente oder Kapital? – Die Entscheidung im Faktencheck.
- christoftremp
- Aug 22
- 4 min read
Updated: 6 days ago

1. Einleitung – Warum dieser Entscheid so wichtig ist
Wenn es um deine Pension geht, hast du nicht nur eine, sondern mehrere Möglichkeiten. Eine der wichtigsten Fragen lautet: Willst du dein Altersguthaben aus der Pensionskasse als lebenslange Rente beziehen, als Kapital oder eine Mischung aus beidem?
Diese Wahl ist endgültig und hat grosse Auswirkungen: Sie bestimmt, ob du im Alter eher Sicherheit oder Flexibilität priorisierst – und ob dein Kapital auch an die nächste Generation weitergegeben werden kann.
In diesem Artikel geht es genau um diesen Punkt. Und hier zeigt sich ein weit verbreitetes Missverständnis: Mit dem Eintritt in die Pension wird das Vorsorgevermögen oft in „sichere Anlagen“ umgeschichtet – mit der Folge deutlich tieferer Renditen. Diese Strategie wird dann über die gesamte Pensionierungsphase beibehalten.
Was dabei vergessen geht: Auch im Alter beträgt der Anlagehorizont oft 20 Jahre oder mehr. Der Zinseffekt wirkt weiterhin enorm – ja sogar stärker, weil das Kapital zu Beginn der Pensionierung am grössten ist.
Ein Beispiel macht es anschaulich:
Start mit 1 Mio. CHF, jährliche Entnahme 50’000 CHF.
Ohne Zins: Kapital mit 85 Jahren aufgebraucht.
Bei 4 % Rendite: mit 85 Jahren immer noch über 700'000 CHF vorhanden, und die Rente reicht bis 105!

👉 Genau darum lohnt sich ein nüchterner Faktencheck: Was bedeutet die Wahl Rente oder Kapital wirklich für dich?
2. Wie funktioniert die PK-Rente?
2.1 Technischer Zins bestimmt deine Rentenhöhe
Deine PK-Altersrente entsteht dadurch, dass dein Kapital in eine lebenslange Rente umgerechnet wird. Der Schlüssel dafür ist der technische Zins.
Ein Beispiel:
Kapital: 1 Mio. CHF
Auszahlung über 20 Jahre bis Alter 85
Ohne Zins: 1’000’000 / 20 = 50’000 CHF Rente pro Jahr
Mit 2 % Zins: rund 60’000 CHF Rente pro Jahr
👉 In der Logik ähnlich diesem Zinseffekt wirkt auch der technische Zins.
Die Höhe des technischen Zinses hängt primär vom Deckungsgrad der PK ab – also davon, ob das Vermögen genügt, um die Verpflichtungen zu decken. In den Deckungsgrad fliessen folgende Faktoren ein:
Anlageperformance – höhere Rendite stärkt den Deckungsgrad.
Kosten – hohe Verwaltungs- oder Risikokosten belasten ihn.
Demografie – viele Rentner und wenige Aktive schwächen ihn.
Anteil Obligatorium – hier gilt starr 6.8 %, was die Kassen zusätzlich belastet.
Lebenserwartung – längere Rentenlaufzeiten erhöhen die Verpflichtungen.
Verhältnis Aktive/Rentner – ein hohes Rentnergewicht belastet zusätzlich.
Das Ergebnis daraus findest du auf deinem PK-Ausweis: die voraussichtliche Altersrente im Verhältnis zum projizierten Alterskapital entspricht deinem persönlichen Umwandlungssatz.
2.2 Kapital & Vererbbarkeit
Ein wichtiger Punkt: Was passiert im Todesfall mit dem Kapital?
Beim Rentenbezug fliesst dein Kapital ins Kollektiv.
Ehepartner/in erhält eine Witwen-/Witwerrente (meist 60 %).
Kinder haben Anspruch auf Waisenrenten bis 18 oder 25.
Danach: kein Kapital für Erben.
Es gibt zwar Ausnahmen – einzelne PKs bieten Begünstigungsregelungen (z. B. für Konkubinatspartner). Aber: „Das Geld fällt nicht vom Himmel“ – diese Optionen müssen finanziert werden und führen zu einer entsprechend tieferen eigenen Rente.
3. Faktencheck: Rente oder Kapital?
Gemischter Umwandlungssatz
Viele wundern sich: Warum ist ihre Rente tiefer als 6.8 % des Kapitals?Die Erklärung:
Nur das Obligatorium muss mit 6.8 % umgerechnet werden.
Im Überobligatorium setzen die Kassen viel tiefere Sätze an.
Daraus ergibt sich ein gemischter Umwandlungssatz, oft nur ca. 5 %.
Auf deinem PK-Ausweis siehst du deshalb meist schon eine „projizierte Rente“, die klar unter 6.8 % liegt.
Rechenbeispiel private Anlage
Nehmen wir dein Kapital von 1 Mio. CHF:
PK-Rente bei 5 % → 50’000 CHF pro Jahr, lebenslang.
Kapitalanlage privat:
Bei 2 % Rendite: Rente reicht bis Alter 91, bei 85 sind noch rund 270’000 CHF übrig.
Bei 4 % Rendite: Rente reicht bis Alter 105 (!) oder du richtest dich auf Lebenserwartung 85 ein und erhältst ca. 75’000 CHF Rente pro Jahr – also 50% mehr.
👉 Das zeigt: Mit 4 % Rendite ist auch eine mögliche Langlebigkeit kein Problem – zusätzlich bleibt Kapital vererbbar.
Risiken bei privater Anlage
Natürlich gibt es Risiken: Börsencrashs, lang anhaltende Tiefzinsphasen oder hohe Inflation. Aber: Historisch haben breit diversifizierte, globale Anlagen über Jahrzehnte hinweg zuverlässig rund 4 % oder mehr geliefert. Entwicklungen, die dies langfristig verunmöglichen würden, hätten höchstwahrscheinlich auch negative Auswirkungen auf die PK.
4. Steuern – oft unterschätzt
Rente: wird voll als Einkommen besteuert.
Kapital: einmalige Kapitalauszahlungssteuer (separat, reduziert), danach nur noch Steuern auf Erträge und Vermögen.
👉 Steuern sind damit ein relevanter Faktor, sollten aber immer individuell pro Szenario berechnet werden.
5. Studien & Trends
PUBLICA-Studie: Anteil Kapitalbezug von 33 % (2013) auf 57 % (2023) gestiegen.
VZ-Studie: Mischlösungen weit verbreitet, Hauptgrund sinkende Umwandlungssätze.
SRF: Kapitalbezug gewinnt an Attraktivität, auch wegen steuerlicher Vorteile.
👉 Diese Befunde bestätigen: Immer mehr Versicherte ziehen das Kapital vor, aus den Gründen, die wir hier analytisch aufgezeigt haben.
6. Fazit – Entscheidungshilfe
Sicherheit ist wichtig – doch der Zinseffekt kann deine Situation komplett verändern. Schon in der Sparphase, aber auch in der Pensionierung macht er einen gewaltigen Unterschied. Sei dir dessen bewusst – und nutze ihn für dich.
Steuern gehören in jedes Szenario. Insbesondere Kapital- und Einkommenssteuern sind exakt zu berücksichtigen und zu optimieren – hier geht es schnell um viele tausend Franken an Ersparnis.
Triff keine Bauchentscheidungen. Es geht um viel Geld und Szenarien, die man emotional leicht falsch einschätzt. Lass dir die Zahlen konkret aufzeigen und entscheide informiert und rational – so stellst du sicher, dass deine Ziele und Bedürfnisse wirklich erreicht werden.
Finde einen Experten deines Vertrauens. Achte darauf, dass diese Person das Thema ganzheitlich betrachtet, analytisch und konzeptionell stark ist – und die richtigen Tools und Lösungen im Angebot hat.
Freue dich über deine Wahlfreiheit. Du musst dich nicht blind dem System fügen. Du hast Optionen – nutze sie als Chance und geh das Thema frühzeitig an, damit du wirklich die Lösung findest, die zu dir (und deiner Familie) passt.
📖 Teil einer Serie: Dieser Artikel ist Teil der Serie „Pensionsplanung – Überblick, Klarheit, konkrete Empfehlungen“. Zur Übersicht mit allen Kapiteln →